Sonntag, 13. Januar 2013

Wie eine Therapie schiefgehen kann

Mal wieder ein Post von mir.

Heute haben meine Frau und ich, einen Dokumentarfilm auf ZDF.kultur gesehen.
Der Titel des Films war "Ihr Name ist Sabine".
Bei diesem Film ging es um die Schwester der französischen Schauspielerin Sandrine Bonnaire.
Sabine ist Autistin.
Der Film zeigt, wie Sabine durch eine falsche Therapie und schlechte Mediziner regelrecht zerstört wurde.
Zwischendurch zeigt der Film immer wieder Bilder von Sabine aus ihrer Jugend. Man sieht ein eigentlich lebenslustiges Mädchen, dass scheinbar durchaus  in der Lage ist, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Diese Bilder stehen in krassem Kontrast zu den Bildern, die Sabine nach einer 5 jährigen Therapie in einer geschlossenen Psychatrie zeigen.
Apatisch, sabbernd, sediert und unfähig auch nur ein einziges gerades Wort hervorzubringen, treiben diese Bilder von Sabine einem die Wutpumpe auf maximal-Druck.

Auch wenn dieses Beispiel sicherlich das extrem einer schiefgelaufenen Therapie zeigt, so ist das Ganze doch ein systemisches Problem.
Wir haben selbst immer wieder erlebt, wie sogenannte "Experten" (schon wieder dieser inflationäre Begriff), alles versuchen wegzumedikamentieren, was sie nicht verstehen.

Da werden zum Beispiel schwerste Psychopharmaka verabreicht, nur weil ein Autist der nicht in der Lage ist zu sprechen, in der Öffentlichkeit schreit. Doch anstatt sich mal zu fragen, woran das liegen könnte, wird direkt mit oft stark sedierenden und süchtig machenden Medikamenten gegengesteuert.
Auf die naheliegenste Möglichkeit kommt kaum jemand. Niemand kommt auf die Idee, dass ein solcher Autist vielleicht schreit, weil seine starke Überempfindlichkeit gegen Licht ihm Schmerzen bereitet.
Bei Autisten funktionieren verschiedene Filter im Gehirn nicht. Starkes Sonnenlicht verursacht bei ihm nicht nur Schmerzen in den Augen (wie wir alle das kennen). Es verursacht Schmerzen im Kopf. Im Gehirn. Ähnliches gilt für laute Umgebungen.
Statt diesem Autisten schwere Medikamente zu verabreichen, die ihn zwar ruhigstellen und stumm machen, aber nicht seine Schmerzen lindern, sollte man vielleicht überlegen ihm einfach mal eine 10 Euro Sonnenbrille beim Discounter um die Ecke zu kaufen. Die hilft garantiert.
Aber nein, man lässt ihn lieber stumm leiden.

Es ist unfassbar wie viele medizinische Idioten nicht nur in Deutschland sich mit Autismus beschäftigen und sich auch noch "Fachleute" schimpfen.

Ja, ich meine in erster Linie euch, liebe Psychiater. Alles was ihr nicht versteht, macht ihr erstmal mit Medikamenten gnadenlos platt. Habt ihr nicht eigentlich mal Medizin studiert, um Menschen zu helfen? Das ging ja wohl mal gründlichst in die Hose.

Auch bei meiner Frau haben verschiedene Ärzte, sei es aus Unwissenheit, oder aus falsch vermuteter Kompetenz versucht, diese Wege zu gehen.
Wir sind beide mehr als glücklich, dass es uns doch gelungen ist, solche Spinner immer wieder zu stoppen.

Wir haben unter all den Ärzten, mit denen wir in den letzten Jahren zu tun hatten, lediglich einen getroffen, der wirklich Ahnung hatte.
Dieser Mann ist nicht einmal "Doktor". Er ist Arzt für Neurologie, aber eben ohne den Doktortitel.
Er ist bereits seit 30 Jahren Facharzt für Autismus und staatlich annerkannter Gutachter.
Und dieser Arzt sagt selbst: "Mein Wissen über Autismus habe ich garantiert nicht aus irgendwelchen Büchern, sondern von meinen Patienten."
Diese Aussage hat mich damals schwer beeindruckt. Endlich mal ein Arzt, der auf seine Patienten hört. Denn wer kann besser beschreiben, wie ein Autist denkt, als ein Autist?

Das Denken und Handeln von Autisten ist oftmals so andersartig, dass es für uns "normale" oder neurotypischen Menschen kaum möglich ist, das wirklich nachzuvollziehen.

Autisten, egal ob Kanner oder Asperger, sind ebenfalls Menschen mit Emotionen.
Wir haben schon lange aufgehört, auf diese "Experten" zu hören. Und wir fahren gut damit.
Was hilft es, wenn man (bei Aspergern) kleine Unzulänglichkeiten mit massivem Medikamentenmissbrauch bekämpft und letztlich seine ganze Persönlichkeit verliert und noch dazu zum Junkie wird?

Vorfälle wie die, die in dieser Dokumentation eindrucksvoll beschrieben werden, bestärken uns weiter in unserem Vorhaben einen eigenen Verein für die Förderung von Autisten zu gründen.
Bei uns werden Autisten in erster Linie durch andere Autisten beraten. und erst in zweiter Instanz durch Ärzte. Denn, wie gesagt, nur ein Autist kann wirklich verstehen, was in einem Autisten vorgeht.

Wenn alles gut geht, ist es hoffentlich nächste Woche soweit. Drückt uns die Daumen. Bis jetzt sieht alles gut aus.

Die Dokumentation wird im Übrigen am Dienstag den 15.1. nochmal um 10.30 Uhr wiederholt.
Wer sich für das Thema interessiert, sollte sich das wirklich mal antun. Auch wenn es Hardcore ist.


Einen lieben Gruß
Frank

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