Montag, 25. März 2013

Patchwork - Decke


Langsam, sehr langsam und mit viel Skepsis, versuche ich wieder ein wenig auf die Menschen zu zugehen.
Schritt für Schritt taste ich mich vor.
Es ist der nächste Abschnitt, den ich seit meiner Diagnose gehe, denn vor meiner Diagnose hatte ich schon aufgegeben. Ich wollte niemanden mehr kennen lernen.
Das was man mir bis dahin alles angetan hat, würde reichen für mein ganzes Leben, habe ich bei mir gedacht.
Schon gar nicht war mir bewusst, warum Leute die ich kennen lernte, mich nach kurzer Zeit schon mies behandelten. So ganz erklären kann ich mir das bis heute immer noch nicht.
Nach den letzten verbitterten Erfahrungen die ich machen musste, und den ständigen Anfeindungen die mir entgegen schlugen, hatte ich keine Kraft mehr um auch nur noch auf einen Menschen zu zugehen.
Ich hatte meinen Freund das reichte mir.
Ich schloss mich zu Hause ein und ging nur wenn es unbedingt sein musste vor die Tür. Von meinem Leben selbst, erwartete ich nichts mehr.
Meine Gedanken gingen in die Richtung, "wenn ich eh nur Enttäuschungen erlebe und niemand mir wirklich eine Chance in meinem Leben geben will, dann brauche ich auch niemanden, der mir nur weh tut oder mein Vertrauen schamlos ausnutzt."
Ich habe kaum nette Menschen kennen gelernt. Mobbing war da noch die netteste Art wie man mit mir umgegangen ist.
Doch dann kam die Diagnose und eines änderte sich. Ich konnte das erste Mal in meinem Leben mich erklären und den Leuten sagen wer ich war.
Eine Autistin die ihren Platz in der Welt noch sucht.
Dann kamen recht schnell die ersten zaghaften Schritte zu Leuten, denen es ebenfalls genauso ging wie mir und die auch Autisten waren.
Das erste Mal merkte ich schnell, dass ich plötzlich in einer Gruppe akzeptiert wurde. Ein sehr komisches Gefühl, wenn man das das erste Mal nach so vielen Jahren erleben darf.
Das ist jetzt auch schon etwas her und den ein oder anderen Menschen gibt es nun in meinem Umfeld.
Einen davon möchte ich euch heute einmal vorstellen. Er ist einer der ersten neurotypischen Menschen, denen ich mit meinem neuen Ich entgegen trete.
Eigentlich kenne ich ihn, bzw. seine Bilder schon länger, wie er mich. Er ist Künstler und eines seiner Bilder sah ich vor vielen Jahren in einem Schaufenster. Das Bild fand ich sogar so schön das ich mich darüber erkundigt hatte. Es war ein Pferdekopf in flammenden Farben. Leider konnte ich es damals nicht käuflich erwerben.
Pino hieß der Maler (Künstlername: Poverino Peppino). Er malt sowohl gegenständlich, als auch abstrakt und er macht in seiner Freizeit auch Musik.
Und seit dem, wenn jemand über Kunst mit mir sprach, fiel mir nur der eine Name des Künstlers ein, der dieses für mich faszinierende Bild gemalt hatte.
Also ich kann sagen, ich kannte seine Werke noch bevor ich ihn kannte.
Jahre später ging sein Pc kaputt und er suchte jemanden der ihn reparieren konnte. Wie der Zufall es so wollte, gab ein Bekannter von meinem Freund ihm unsere Adresse.
Wenige Tage später stand er vor uns. Man hatte sich in all den Jahren mal ab und zu aus der Ferne gesehen, ich wusste immer wer er war. Aber er kannte mich, wenn überhaupt, nur vom Hören-Sagen.
Zum reparieren des Pc, musste mein Freund zu ihm nach Hause. Und natürlich nahm er mich mit.
Da stand ich nun gegenüber dieses Künstlers, dessen Bild ich vor 8 Jahren gesehen hatte, und war neugierig.
Schnell entstand in den ersten Gesprächen eine Art Vertrautheit.
Zum Dank lud er uns dann noch zum Essen ein und weil er hörte, dass ich gerne nähte, kramte er einen Karton für mich hervor, der voll bis oben hin gefüllt mit Stoffen war.
"Eigentlich wollte ich eine Patchworkdecke für meine Freundin damit nähen, doch irgendwie schaffe ich es nicht und habe dieses Projekt fallen gelassen.", erklärte er mir. Darum schenkte er mir also die Stoffe. Und ich war so gerührt, dass mir jemand etwas so tolles gab, dass ich das Gefühl hatte, ihm auch etwas tolles zurück geben zu wollen.
Zu Hause setze ich mich hin und nähte nur mit Nadel und Faden (ohne Maschine) eine Patchworkdecke. Zwei Wochen habe ich gebraucht, um 100 Flicken mit der Hand zusammen zu nähen. Dabei war ich so aufgeregt und hoffte jeden Tag aufs Neue, dass ihm die Decke gefallen würde.
Er war überwälltigt XD und sie gefiel ihm super gut....
Leider hatte ich vergessen, Fotos zu machen. Doch mittlerweile fragen mich immer wieder Menschen, die von dieser Decke hören, wie sie denn aussah. Und so habe ich zusammen mit meinem neu gewonnen Freund gestern ein paar Fotos davon geschossen.
Ich hoffe sie Gefällt euch …..

Meine Patchwork-Decke: über 100 Flicken von Hand genäht...


Liebe grüße sam becker















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