Dienstag, 31. Dezember 2013

Der Rückblick auf mein autistisches Jahr

*——————————————————————————————————*
Zu Beginn ein kleiner Hinweis:
Ich bin vor Kurzem mit meinem Blog umgezogen. Deshalb poste ich diesen Artikel sowohl auf dem Alten und auf dem Neuen Blog.
Obwohl der alte Blog abgeschlossen ist. Das wäre dann sozusagen der “offizielle” Identitätsnachweis für meinen neuen Blog ;)
Soviel zum Bürokratischen. Jetzt also mein Jahresrückblick 2013:
*——————————————————————————————————*
Heute bin ich auch endlich am Ende des Jahres angekommen.

Ich konnte mich nicht wirklich auf den Jahreswechsel einstellen, weil ich ja noch zum CCC-Kongress, dem 30C3 gefahren bin.


Nun sitze ich hier an meinem Schreibtisch und blicke schwermütig zurück, denn das schönste und anstrengenste Jahr das ich je hatte, liegt hinter mir.
Meine Gedanken streifen gerade an den Anfang des Jahres zurück. Ja, auch letztes Jahr um diese Zeit, kam ich gerade vom Congress zurück. Das erste Mal. Dort fing meine Geschichte an, ohne dass ich wusste, was da auf mich zu kommt. Hätte ich es gewusst, ich hätte warscheinlich viel zu viel Angst davor gehabt.

Eigentlich war ich gespannt wie ein Flitzebogen, denn mein geschriebenes Buch stand kurz vor der Veröffentlichung und ich eröffnete extra dafür einen eigenen Blog. Wollte ich doch darüber berichten. Doch dann kam alles irgendwie ganz anders…..

Noch vor meinem ersten Post in diesem Blog, wurde sehr heftig über den Congress debattiert, und diese echt herrliche Veranstaltung auf ein einziges Thema reduziert.

Seit Jahren hatte ich den Congress nun online schon verfolgt und ich liebte die Tage nach dem Congress, wenn nach und nach immer weniger Posts und neue Fotos kamen, wo es immer weniger News darüber zu lesen gab. In meinen Augen schwappte die Bewegung im Netz zu diesem Thema, immer so aus, wie ein Meer, dass seine Wellen an einem Strand sanft ausgleiten lässt. Ich genoss dieses wellenartige Verhalten der User im Netz .

Doch dieses Jahr war alles anders. Durch die erwähnte Diskussion, waren es in dem Jahr des 29C3 keine sanft auslaufenden Wellen, sondern ich fühlte mich wie in einem riesigen Sturm mit meterhohen Wasserfontänen und Orkanböhen die einen von den Füßen riss. Es flachte einfach nicht ab. Auch Stunden, Tage und Wochen nach aufkommen des Orkans nicht. Ich las das Alles mit und mir liefen die Tränen runter. Ich war doch vor Ort dabei und hatte den Orkan um den es jetzt ging, nicht sehen können. Er war einfach nicht da und man hatte den Eindruck, dass jemand eine Windmaschine aufgestellt hat. Genau zu dem Zweck gedacht, einen Orkan herzustellen den man so schnell nicht vergessen sollte.

Meine autistische Welt brachte das ziemlich durcheinander und ich war so aufgebracht, wie seit Jahren nicht mehr. Ich wollte die Wellen zurück haben, die mich normalerweise ruhig ins nächste Jahr tragen. Wollte wieder interressante thematische Fachdiskussionen lesen und wahrnehmen.

Voller Enttäuschung über so viel Aufmerksamkeit auf ein Thema, welches es gar nicht gab, bat ich meinen Freund mir dabei zu helfen, einen öffentlichen Brief zu Verfassen. Dieser sollte meine Sicht auf diesen Congress darstellen.

Dieser kam mehr als gut an …….

Schlussendlich wurde der Brief bis Heute ca. 40.000 mal gelesen. Vielen Dank für diese riesige Leserzahl und die vielen positiven Kommentare und eure Unterstützung.
Heute also sitze ich wieder einmal hier. Genau zur gleichen Zeit, wo ich letztes Jahr diesen Brief verfasst habe und genieße es zu sehen, wie der Congress langsam vor sich hinschwappt und die Wellen, trotz der hochbrisannten Snowden Geschichte, immer ruhiger werden und über die mir gut bekannten Themen diskutiert wird. Ich bin zufrieden. Mehr noch. ich bin glücklich, dass es mir so gut ging, dass ich dieses Jahr wieder dabei sein konnte.
Dieser Brief hat so viel angestoßen, dass das letzte Jahr mir vorkommt, als wäre ich einen Marathon gelaufen, und hätte gesiegt. Ich habe Geschaft, was ich nie für möglich gehalten hätte, denn davor habe ich keine Perspektive mehr für mich gesehen.
Es kam Schlag auf Schlag. Von den vielen Lesern ermutigt, gründete mein Freund und ich den Verein AutiCare e.V. Mein Buch kam aus der Druckerei und ist nun im Handel erhältlich, Ich fuhr 18.000 Killometer quer durch die Bundesrepuplik um so viele andere Autisten wie möglich kennenzulernen. Jede Menge Projekte habe ich mir angeschaut. Im Sommer war meine erste Buchlesung. Einen Tag der offenen Tür haben wir veranstaltet und ich war so super nervös. Gerade einmal drei Wochen darauf kam das erste Symposium, mit auch nur genau diesen drei Wochen Werbezeit davor. Das es trotzdem so gut besucht war, war der reinste Wahnsinn. Vielen dank an Euch, dafür.
Dann ging die Jobwelt noch an den Start. Meine Güte. All das ist mehr wie ich in 10 Jahren erlebt habe.
Und wie gesagt: hätte man mir vorher gesagt, was daraus alles für Gutes entsteht, ich hätte mich wohl nicht getraut. Ich wäre wohl dann zu ängstlich gewesen. Doch so hatte ich gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Und dieses Jahr fuhr ich an den Ort zurück, wo alles begann. Ich stellte dort auch noch eine Art Begleitservice für meine Mitautisten, die sich alleine nicht trauen auf den Congress zu gehen. Denen, die dort waren, gefiel es ebenfalls super gut. Danke auch ganz besonders an die tollen Leute von den Chaospatinnen / Chaospaten. Ihr seid einfach toll, mehr muss man nicht mehr sagen. Und an Honkhase, den Security-Chef des 30C3, für die tolle Kommunkation deine Vermittlung zwischen uns und dem CERT und den Patinnen. *knuddel*
Und ganz klar: an Constanze. Obwohl du dieses Jahr verflucht viel um die Ohren hattest, hast du immer wieder die Zeit gefunden mit uns zu reden und auch zu vermitteln. Sei es per Mail oder persönlich. Das hat uns wahnsinnig gefreut. Danke dafür.
Und natürlich auch ein unendlich großer Dank an all die Anderen, die das ganze Jahr über geholfen haben, sich engagiert haben uns zugesprochen haben, Freunde geworden sind, ins Team gekommen sind und die Alle, mein, und unser Leben spannender gemacht haben.

Fazit:
Das Jahr ist zu Ende und die Wellen, die vor sich hin schwappen werden immer leiser und bevor sie für dieses Jahr verstummen tragen sie mich, ins nächste Jahr.

Sie geben den mentalen Schub um 2014 noch mehr für mich persönlich, und den Autismus allgemein, zu erreichen. Denn ich möchte irgendwann für mich und so viele Andere Autisten wie möglich erreichen, dass ich / wir irgendwann so weit es geht selbständig agieren können und nicht mehr in so vielen Fällen von der Hilfe von anderen Menschen angewiesen sind. Ich möchte beweisen, dass ich, wenn man mir den Raum gibt mir mein Umfeld zu schaffen, ich durchaus in der Lage bin, ein vollkommen selbständiges Leben zu führen.

Hier ist auch noch unser etwas anderer Rückblick auf den 30C3 von dem wir gerade zurückgekehrt sind.

Ich wünsche euch allen einen Guten Rutsch, kommt gut ins neue Jahr und viel Glück für 2014.
Eure
Sam Becker

Sonntag, 1. Dezember 2013

Mein Blog verbloggt

Seit einiger Zeit schon kommt in mir ein komisches Gefühl hoch, wenn ich meinen Blog aufmache und etwas posten möchte. Dann schießen mir meine Gedanken durch den Kopf.
Mag ich meinen Blog eigentlich noch?

Komisch. Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Er war ja einfach da. Man macht ihn auf und sieht einen blauen Hintergrund.
Noch vor ein paar Wochen fand ich das völlig ok. Doch seit einigen Tagen empfinde ich das als kalt und gefühllos.
Finde das mein Blog nicht mehr wirklich zu mir passt. Er ist mir zu unpersönlich, irgendwie zu leer.
Ich habe mich auf meinem Blog immer so zu Hause gefühlt. Fühlte mich wohl in dem Texteditor und konnte auch alle Funktionen gut bedienen.
Das einheitliche Bild war immer in Ordnung für mich, aber irgendwas fehlte und ich kam auch nie so wirklich darauf was es war.
Heute, da ich mal Zeit hatte etwas darüber nachzudenken, fiel es mir sofort auf. Mein Blog ist mir viel zu unsympatisch. Nichts habe ich darauf gestellt um meine Person definieren zu können. Prakmatisch halt und kalt.
Dabei wollte ich doch den Lesern zeigen wer ich bin und meine Gedanken mit ihnen teilen. Aber wie können die Leser sich ein gutes Bild von mir machen, wenn ich ihnen keines gebe. Ja, zugegebenermaßen, manchmal brauche ich richtig lange um gerade sowas zu verstehen.

Aber auch die Gegend von dem Netz gefällt mir nicht mehr. Da wo mein Blog jetzt liegt habe ich das Gefühl, dass ich ihn auf ein kleines Dorf gesetzt habe, obwohl ich da nie wieder wohnen wollte.

Darum habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen einfach umzuziehen. Denn wenn einem die Gegend nicht mehr gefällt, dann packt man zusammen und freut sich auf ein neues, hoffentlich schöneres Zuhause. Der Gedanke daran eine neue Domain zu haben fällt mir nicht leicht. Ich denke aber meine Leser werden mich schon finden. Ganz bestimmt.

Jetzt freue ich mich auf neue Eindrücke, Antwortposts und E-mails  wie euch meine neue Heimat und der neue Blog gefällt.
Damit ihr mich auch finden könnt, hier meine neue Adresse im World Wide Web, auf der Seite unseres Vereins (tageshauschaos.auticare.de).
Meine Mail Adresse ist und wird die gleiche bleiben.

Ich hoffe euch dort zu sehen.


Ganz liebe Grüße

Eure Tageshauscaos




Dienstag, 12. November 2013

Mein Herz Pocht

Mein Herz pocht ganz schön schnell. Soeben haben wir unser erstes Großprojekt an den Start gebracht.
Meine Hand hat ganz schön gezittert, als ich das auf den üblichen Kanälen wie FB und Google ankündigen wollte. Der Text war recht schnell geschrieben nur das abschicken fiel mir echt nicht leicht.
Augen zu hieß es da nur für mich.
Ganz fest zukneifen und nicht daran denken was an diesem einen Klick nun alles hängt.
Ohweia. So beschreibt man wohl die Gefühle Angst und Lampenfieber.
Meine Güte.. was tue ich hier?
Ich bin größenwahnisinnig aber ich glaube das zeichnet mich auch aus.
Ich liebe eben das Chaos und vielleicht sind es solche Situationen die mich mein Leben lang schon begleiten.
Aber das Heute ist mit Abstand das Größte was ich je ins Leben gerufen habe. Genau so groß ist aber auch meine Angst, dass wir nun nicht genügend Unterstüzer finden, die uns dabei helfen, das Projekt nach vorne zu treiben.
Ich sitze hier, falte immer mal wieder meine Hände, schau nach oben wo auch immer hin, und murmel: "bitte, bitte liebes internet, lass die Nachricht sich so schnell verbreiten wie es nur geht."
Die Deadline in der wir möglichst viele Unterstüzer brauchen ist echt kurz. Bis zum 26.11.2013.
Hoffentlich schaffen wir das.
Schon im Vorfeld war klar, dass es heftig viel Arbeit wird und so agiere ich bereits seit Wochen an meiner Leistungsgrenze und versuche den unvermeidlichen Overload so lange es geht hinaus zu zögern.
Ich schaffe das, ich komm da durch, mit dem dicken Kopf durch die dickste Wand die da ist!
Mein Vater hat schon immer zu mir gesagt das mein Kopf dicker sei wie jede Wand die er je gesehen hätte. Na hoffentlich kann ich diese Eigenschaft nun endlich für etwas positives einsetzen.
Ich kämpfe .... aber nicht nur für mich, sondern  für so viele von uns und kann nur hoffen das es angenommen wird.
Zum Warten verurteilt!
Ich hasse Warten und noch mehr diese Anspannung die es gerade in mir erzeugt.
Shit happens. Ich hab nichts zu verlieren. Wenn das alles so klappen sollte, haben wir was tolles erreicht. Klappt es nicht, wäre es sehr schade. Aber wir würden dann einfach so weiter machen, nur ein paar Nummern kleiner halt.
Das jetzt ist eine einmalige Chance, nicht nur für mich.


Ich für meinen Teil, mag sie ergreifen. Unser Projekt um das es geht könnt ihr hier nachlesen. 

Unterstüzt uns und verteilt dieses Projekt wo immer ihr könnt.

Liebe Grüße eure

Tageshauscaos

Sam Becker




Sonntag, 27. Oktober 2013

Erstes großes vereinsübergreifendes SHG-Treffen

Am Abend zuvor habe ich noch einen Anruf bekommen von Silke (vom Autismusverband Rhein Wupper e.V.), die mit mir und einem weiterem Verein (AspieDO) diesen Tag sehr gut durchorganisiert und geplant hat. Die Fahrt nach Hagen in ein Freilichtmuseum.

Obwohl Silke schon über viele Jahre mit Autisten zusammenarbeitet, war diese Veranstaltung auch für sie etwas Neues und sie war deswegen auch ein wenig aufgeregt.
Ich war das natürlich auch, so beruhigten wir uns am Telefon gegenseitig. Es wird schon alles gutgehen. ganz bestimmt ;-).
Schlafen konnte ich kaum. "Hoffentlich kommen auch alle pünktlich zu unserem Treffpunkt.", gingen mir die Gedanken durch den Kopf.

Am nächsten Morgen ging alles glatt und wir konnten pünktlich aufbrechen, leider wurde eine Begleiterin die mitfahren sollte krank, so dass wir kurzfristig unseren Reparaturworkshop absagen mussten und mein Freund dann doch mitfuhr. Was so nicht ganz geplant war, aber dadurch erhielt ich mehr Sicherheit.

Wir waren mit unserer Gruppe nicht weit gekommen, als ein Auto vor uns auf der Autobahn einem Kleinlastwagen hinten drauf fuhr. Ich sah nur noch, wie sich das Unfallauto drehte und in unsere Richtung schlidderte.
Doch unserer Fahrer (Pino) hat super gut reagiert, ist ruhig geblieben und hat sofort herunter gebremst.
Wir kamen auf dem Seitenstreifen zum Stehen, noch bevor die letzten Teile vom Unfallauto wieder auf der Fahrbahn landeten.
Pino stieg mit meinem Freund aus, während wir anderen uns hinter die Leitplanke stellten.
Sehr schnell war klar, obwohldas Auto wirklich schlimm aussah, waren die Insassen zum Glück nicht verletzt.
Bei dem Anblick des Autos war es nahezu ein Wunder, dass den Leuten in dem Auto nichts passiert war.

Sichtlich erfreut, dass niemand verletzt wurde, fuhren wir mit einem Zeitverlust von ca. 15 Minuten weiter.
Zuspätkommen hasse ich eigentlich und so wurde ich zusehends immer nervöser und war heil froh als wir endlich am Museum ankamen.

Wie viele Autisten sich wohl zusammen finden würden? Würde unsere Vorbereitung ausgereicht haben. Wobei silke die meiste Vorarbeit geleistet hatte und uns ganz viel arbeit einfach abgenommen hatte.

Dann kamen wir am Eingang an und es hatten sich wirklich viele Autisten auf den Weg gemacht, um beim ersten SHG-Treffen dieser Art dabei zu sein. Sogar welche aus Hanover waren dabei.
Wahnsinn. Vielen Dank, dass ihr die weite Strecke auf euch genommen habt.
Ich war überwältigt und hatte einige Tränen in den Augen.
Nach den Eingangsformalitäten ging es auch schon direkt hinein.
Durch unsere Verspätung hatten wir nicht mehr ganz so viel Zeit um zu einem Treffpunkt zu kommen, an dem die erste Führung anfing.
das Wetter war toll. Weder zu kalt noch zu warm und ständig ließ sich die Sonne blicken. Was für ein toller Tag.
Da das Museum in einem Tal zwischen zwei Bergen erbaut war, hatten wir eine richtig tolle Aussicht.


Ich kam mir manchmal etwas verloren vor.
Aber ich habe mit so vielen Autisten gesprochen. Aber natürlich habe ich nicht mit jedem reden können, so gern ich es auch gewollt hätte. Ich konnte mich oftmals einfach nicht entscheiden, zu wem ich nun hingehen sollte und mit wem ich nun reden wollte.
Es waren so viele, mit denen ich hätte reden wollen, dass ich mir gewünscht habe ich könnte mich vierteilen oder mich schnell mal klonen lassen.
So blieben manche Gespräche leider einfach auf der Strecke. Aber ich habe auch so jede Menge neue, tolle Autisten kennengelernt. Die verpassten Gespräche, die hole ich nach! Versprochen...

Überall sah man nur gute Laune und hörte, wie super die Anderen diesen Ausflug fanden und einige wollten gar nicht mehr weg.
Viele haben uns gebeten so einen Ausflug noch einmal zu machen. Sie wären mit Sicherheit auch alle wieder dabei.
Das hat mich am meisten gefreut. Das war Bestätigung für die Planungsphase und ein tolles Dankeschön an alle, die gekommen waren und die das Event geplant hatten.

Wir gingen auseinander mit dem festen Vorsatz, das muss wiederholt werden. Auf jeden Fall.

Tolles Wetter, geile Leute, geniale Location.
Man war das ein genialer Tag.

Es grüßt euch eure Tageshauscaos,
die dieses Event, als eines der tollsten Museumsbesuche für sich verbuchen kann.

und ein herzliches Dankeschön an alle, die dort vor Ort waren.

Hier noch ein paar Fotos davon:














Montag, 21. Oktober 2013

Nur der Nuhr

Ok, dann meld ich mich auch mal zu Wort.

Normaler weise halte ich mich ja aus sowas echt heraus, doch heute Abend will mir das einfach nicht gelingen. Dafür bin ich wohl zu sauer und auch ziemlich gekränkt.
Was zum Henker, Herr Nuhr, haben sie sich nur dabei gedacht, 800.000 in Deutschland lebenden Autisten so den Abend zu vermiesen.
Ihr Tweet über Twitter und Facebook

9h
FAS: Limburger Bischof eventuell Autist? Ist das nicht Bedingung, um das Zölibat zu überleben?

hat bei vielen Autisten voll ins Schwarze getroffen. Viele von uns würden sich eine feste Beziehung wünschen, schaffen es aber auf Grund ihrer Sozialkompetenzschwierigkeiten nicht, einen geeigneten Partner zu finden.
Ich weiß nicht wie viele Autisten das Zölibat abgelegt haben, oder freiwillig danach leben. Sehr viele dürften es aber nicht sein.

Gerade in letzter Zeit muss der Autismus für alles und jeden als Entschuldigung herhalten.
Da sind wir mal schnell Prügelknabe, Freaks die amoklaufen oder wir werden mit Politikern auf eine stufe gestellt.
Gerade vor ein oder zwei wochen musste sich der Journalist Stefan Niggemeier für seine Entgleisungen in Richtung der Autisten, öffentlich entschuldigen.
Sagen wir mal, er musste nicht, er hat es getan und somit Größe gezeigt.
Das wurde ihm dann auch hoch angerechnet, von den meisten Autisten.
Herr Nuhr, sie hätten jetzt die Gelegenheit es dem Journalisten nach zu tun.
Zumindest würden sie dann etwas Courage zeigen.

Wir versuchen uns gerade etwas Annerkennung zu erkämpfen, was verdammt noch mal nicht leicht ist und dann kommen sie und treten viele Autisten einfach so mit den Füßen.

Dazu regen sich dann noch einige darüber auf, dass wir uns bei Facebook in den Kommentaren nun zur Wehr setzen. Hey das ist unser gutes Recht. Ja, zugegebenermaßen ist man es nicht unbedingt gewöhnt, dass Autisten sich auch mal wehren. Aber genau das ist es, woran wir gerade sehr hart arbeiten.
Eine Stimme zu bekommen die auch endlich mal gehört wird.

Im Moment kann ich nicht viel mehr darüber schreiben, ohne das mir der Kragen restlos platzt. Selten bin ich so wütend auf etwas gewesen. Wir sind keine Massenmörder, keine gefühllose Monster, sind nicht der Fußabtreter der Politik und das letzte was wir noch wollen ist, ein Schimpfwort zu sein. Das waren wir lange genug.

liebe Grüße 




Dienstag, 15. Oktober 2013

Der Berg las

Vor ein paar Tagen habe ich eine Einladung zu einer Lesung bekommen.
Die Einladung habe ich sehr gerne angenommen.
Natürlich war ich total aufgeregt. Das erste mal vor Puplikum aus meinem Buch vorzulesen, fühlte sich irgendwie ganz merkwürdig an.
Ich zitterte bevor ich anfing und hoffte, das würde nicht auffallen.
Meine Unsicherheit legte sich auch auf meine Stimme nieder. Meine Stimmbänder vibrierten und ich dachte nur, "oweia, hoffentlich wird das gleich besser."

Beim Lesen selbst versuchte ich, nur vor mich zu schauen und irgendwie die Besucher auszublenden. Was mir nach einigen nervösen Blicken auch endlich gelang.

Es war eine sehr schöne Veranstaltung.
Trotzdem wurde es sehr anstrengend für mich, da die eingeplanten Pausen durch das Interesse und die zahlreichen Fragen der Besucher verschluckt wurden.
3 Stunden am Stück gelesen, Fragen beantwortet und wieder gelesen.

Zwischendurch musste ich mir etwas Bestätigung zu meiner Beruhigung holen. Dafür fragte ich eine gute Freundin, die mich auch eingeladen hatte ob ich das denn auch wirklich gut machte.
Dann kam mal wieder die Antwort, mit der ich sehr wenig anfangen kann: "Du kannst stolz auf dich sein."
Oh, ja, das habe ich in der letzten Zeit so oft gehört, aber leider weiß ich nicht so recht was damit gemeint ist bzw. weiß ich nicht wie ich damit umgehen muss/kann.

Stolz Ist ein Gefühl.

Doch wie fühlt sich das nur an?
Ist es vielleicht das, was ich hatte kurz vor der Lesung? Also dieses leise hochkriechen von einem unbestimmten Gefühl in der Bauchgegend was einem die Kehle austrocknen lässt und der Bauch sich furchtbar flau anfühlt?
ist das Stolz ?

Oder ist Stolz, wenn man sich unsicher und ängstlich fühlt?
Wenn man seine Hand ansieht und feststellt das sie zittert und man Angst hat, diese offen auf den Tisch zu legen?

Ist das Stolz? Wenn man nach der Veranstaltung fast in einen Overload reinrutscht, weil gerade alle Gefühle zusammen auf einen einströhmen?
Oder ist der Stolz das, was einem sprichwörtlich den Rücken runter läuft?
Denn auch das gefühl hatte ich dabei.

Die Betonung dieses Satzes - du kannst stolz auf dich sein - lässt mich vermuten, dass man sich irgendwo gut bei dem fühlen muss, was man gerade macht. Aber ich habe ein Problem das für mich zu definieren. Was ist gut fühlen?
Oder ist es das Gefühl der Leere, die man nach einer solchen Aktion in sich spührt, weil nichts mehr da ist und man einfach keine weitere Planung in sich hat?

Vielleicht ist Stolz aber auch ein bischen von allem, das könnte es für mich erklären. Stolz, das kribbeln auszuhalten. Stolz das Gefühl am Rücken erdulden zu können. Stolz das Zittern zu ertragen und trotzdem weiter zu lesen.
Stolz sich vor Aufregung die Bauchschmerzen nicht anmerken zu lassen.
Stolz es zu schaffen zu lesen, trotz trockener Kehle und stolz darauf, den Overload am Ende ausgehalten zu haben.
Wenn ich das so für mich definieren würde, dann müsste ich zugeben das ich verdammt stolz auf mich gewesen bin.
Zum Abschluss zeig ich euch, wie nervös ich war.

Eure Tageshauscaos










Sonntag, 29. September 2013

Der Tag Danach



Gerade eben habe ich meine Augen geöffnet und langsam merke ich, wie jeder Muskel sich vor Schmerzen meldet.
Ach ja, schon fast wieder vergessen.
So langsam komme ich aus dem Halbschlaf heraus.
Es kommt mir vor, als ob ich immer noch Träume.
Kann das sein, dass ich da gestern tatsächlich eine Rede auf unserem ersten Symposium gehalten habe?

WOW

Immer noch kaum zu glauben...
Gestern Morgen um die gleiche Zeit war ich noch sehr nervös und sehnte eigentlich das Ende des Tages herbei, um endlich wieder Ruhe finden zu können.
Und dann ging alles irgendwie ganz schnell.

Erst waren noch die anderen Redner dran und ich hüpfte ständig nervös hin und her.
Die Vorträge an sich waren alle super interessant und ich dachte, dass in der Mittagspause alle Leute was esssen würden und sich eher nicht miteinander unterhalten würden.
Doch das kam ganz anders.

Ich stellte mit Erstaunen fest, dass sich in der Mittagspause der Saal mit vielen durcheinander redenden Leuten mit Klang füllte .
Wahnsinn, was für eine Geräuschkullisse.
Überall um mich herum wurde diskutiert, Erfahrungen ausgetauscht und neue Bekanntschaften geknüpft und das Schönste war, überall wo man vorbei lief redeten die Leute nur über mein Lieblingsthema: den Autismus.
Einen Tag lang sich nur über sein Spezialintresse austauschen zu können, wow, was war das schön.
Dann, nach der Mittagspause, wurden meine Beine weich und meine Knie zitterten. Ich war dran und total nervös.
Meine Güte, die Treppenstufen bis zur Bühne hoch waren gefühlt die Schwersten die ich bis jetzt gegangen bin.
Dann stand ich da oben und schaute auf all meine Freunde die im Puplikum saßen, auf die Autisten und nicht-Autisten, die teilweise extra von weit weg angereist waren und war irgendwie überwältigt, dass so viele Menschen unsere Veranstaltung besuchen kamen.

Die ersten Sätze, noch total holprig und gar nicht flüssig.
Puh. Ein paar mal durchatmen und hoffen, dass es besser wird.
Dann ging alles irgendwie ganz schnell.
Mein Kopf schaltete ab und bis zum Ende meiner Rede konnte ich mich selbst nicht spüren. Ich erzählte einfach nur und hoffte das es dem Puplikum einigermaßen gefallen würde.
Auch eine kleine Panne auf der Präsentationsfolie nahm ich mit Humor. ;)
Ich malte aus Versehen, keine Ahnung wie, auf meiner Präsentation rum, was dann prompt auf der riesigen Leinwand zu sehen war.
UPS.
Naja, ohne Panne bei mir Tageshauscaos geht das wohl nicht. Da ist mein Name einfach Programm. :)
Danach kam die Fragerunde und ich verließ dabei sogar die Bühne.
Es entwickelte sich eine klasse Diskussion zwischen Autisten und nicht-Autisten und ich moderierte das Ganze. Irgendwie voll strange.
Aber das ist es genau, das was sich viele von uns einfach auch mal wünschen. Gespräche miteinander, anstatt übereinander und das hat, zumindest aus meiner Sicht, hervorragend auf dem Symposium funktioniert.

Vielen Lieben Dank an alle, die das möglich gemacht haben.
Auf unser Team bin ich mächtig stolz und es hat sich seit gestern auch wieder vergrößert.
Dann war es auf einmal vorbei. Kaum zu glauben, aber ich stand nach dem Aufräumen auf der Bühne und der Saal war leer.
Genau so leer, wie in diesem Moment mein inneres Ich auch.
Leer, einfach Leer.
Kein Gefühl, keine Angst, kein Glück, nichts. Einfach leer.
Es kam mir so unwirklich vor. Ich Konnte nicht begreifen, dass wir das tatsächlich hinter uns gebracht hatten und noch dazu erfolgreich.
Es kam nur ein Gedanke in mir hoch …...

Nochmal !!

Ja genau.
Das, was dort passiert ist, will ich noch einmal erleben ….
Darum sage ich Danke für euren Besuch des Symposium und Ciao bis nächstes Jahr.

Das machen wir wieder. Noch größer, und mit noch mehr Zeit für Gespräche und Kontakte knüpfen. Mehr netzwerken eben.....

Eure Tageshauscaos

Donnerstag, 19. September 2013

Unsicherheit Angst und alles was dazu gehört




Angst betstimmt Im Moment mein Leben.
Gedanken rasen unaufhörlich durch meinen Kopf, "wird das reichen was ich tue? Werde ich genug sein, kann ich die Erwartungen erfüllen?"
Halte ich dem Allen stand und ist mein Selbstvertrauen so gut, dass ich alles was ich möchte auch gestemmt bekomme, oder habe ich mich sogar übernommen?
Das was ich bis hierher erreicht habe, fühlt sich das eigentlich gut an? Ich weiß es wirklich nicht. Es ist so ein Mix aus innerer Scham, Stolz, Freude und auch eine ganze Menge Angst ist dabei.
Wie nur machen andere Menschen das? Ich fühle mich unwohl, aber auch sehr gut, stolz aber auch entmutet, glücklich aber auch unendlich traurig, und das alles wechselt im Sekundentakt. Ja ich weiß auch, dass der Anfang schwer ist und das man beim Laufen lernen nur so lange hin fällt bis man es wirklich kann. Aber wie oft wird man mir ein Fallen verzeihen? Wie oft darf man straucheln und ab wann muss ich lernen meine Füße besser zu sortieren und kleinere Schritte zu tun.

Auch habe ich immer noch Kommunikationsschwierigkeiten. Ich bemühe mich so gut es geht auszudrücken, was in mir vorgeht. Nicht verstellen sagt man mir. Ich sein. Autentisch sein.
Ja aber wie geht denn das?

Ich bin fast immer ich und kann nicht anders sein.
Was passiert da eigentlich gerade? Ich bin verwirrt und weiß gerade nicht in welche Richtung ich mich drehen kann.
Hoffnung begleitet mich den ganzen Tag. Die Hoffnung, dass wenigstens ein paar Leute hinter dem stehen was ich tue. Hoffnung, dass ich gute Arbeit abliefere und das wenigstens ein paar Menschen zufrieden mit mir sein werden. Hoffnung, dass ich vor Aufregung nicht den Faden verliere (rw).
Unsicherheit, meine Routinen ändern sich zur zeit, ganz stark. Mein Tagesrhythmus stimmt nicht mehr, ist kaum noch aufrecht zu halten. Ich bin nur noch nervös, da ich meine gewohnten Abläufe nicht mehr habe. Alles wird unsicher, alles wird nicht vorausschaubar für mich.
Mein Umfeld wird immer größer ,die Leute mit denen ich rede immer mehr und so langsam beginne ich den Überblick zu verlieren. Das macht mir Angst.

Tag ein Tag aus den gleichen Ablauf zu haben gab mir Sicherheit und Ruhe. Das ist nun vorbei. Alles ändert sich.
Rasant. Vielleicht sogar ein Stück zu rasant für mich ?
Zu der Angst und der Unsicherheit gesellt sich eine Art Freude und ein Wohlgefühl in mir. Immerhin lerne ich fast täglich neue tolle Leute kennen. Kaum einer ist dabei, der mich anfeinden oder mich verspotten würde. So wie es früher oft der Fall war.
Nein ich bekomme sogar auch einige Lobe, was mich erneut vor Probleme stellt. Wie geht man damit denn nur um?
Was sagt man nur darauf?
"Wenn ich dürfte, würde ich dich jetzt umarmen."
"Warum? "
"Ja weil du das eben richtig gut machst. "
"Wieso?"
"Na einfach nur so"

Und warum habe ich gerade das Gefühl das diese Rückfragen so gar nicht dazu passen wollen.
Schlüsselt mir das bitte einer einmal auf?

Wenig Schlaf, den bekomme ich zur Zeit auch. Aber das ist ja fast Normalzustand und das verbuche ich mal unter "Veränderter Tag-Nacht Rhythmus".
Dann gibt es noch ganz liebe Leute die diesen Blog lesen, und mir öfter einmal zu verstehen geben das sie noch da sind und das sie mich nicht vergessen haben, auch wenn es hier mal etwas ruhiger wird. Das finde ich voll toll.
Ich hoffe in absehbarer zeit mal wieder meinen Blog öfter bedienen zu können und meine Eindrücke zu schildern.
Das Nächste was ich bestreiten werde, ist meine Gesprächszeit auf einem Autismus Symposium.

Drückt mir die Daumen, dass ich auch diesen Akt ohne weitere Probleme überstehe.

Viele Liebe grüße
Eure Tageshauscaos im Gefühls-Chaos

Freitag, 2. August 2013

Eine etwas andere Verabredung



Als ich morgens die Augen aufschlug, war sofort ein Kribbeln und eine Art Aufregung in mir zu spüren.
Ich brauchte eine Weile, bis ich verstand, dass ich aufgeregt war und dass ich deswegen auch dieses Gefühl im Bauch spürte.
Es waren nur noch ein paar Stunden, dann wäre es endlich so weit.
Ich würde endlich wieder meinen Bekanntenkreis erweitern und eine weitere Autistin im Reallife treffen.
Au weia was für eine positive Aufregung. Das heutige, morgendliche Einkaufen fiel mir darum auch etwas schwer. Normalerweise vergesse ich nie etwas, doch heute waren es schon 5 Teile die ich im Laden ließ.
Wenn das so weiter ginge, würde ich bestimmt meinen Schlüssel und das Handy auch noch vergessen.
Aus dieser Befürchtung heraus, packte ich diese Sachen schon Stunden vorher in meine Handtasche und hängte sie an die Haustürklinke, so konnte ich sie auf gar keinen Fall liegen lassen.
Dann war es endlich so weit. Ich fuhr mit einem Zug, der schon 1,5 Stunden vor der Zeit an meinem Zielort ankam.
Dieser Zeitpuffer wird hoffentlich reichen , dachte ich, als ich am Bahnsteig stand und nervös auf meinen Zug wartete.
Auf dieser Strecke ist der Zug wenigstens schön leer.

Wir wollten uns an einer Rheinpromenade treffen. Ich wusste ja nicht wie sie aussah und machte mir während der ganzen Fahrt Gedanken darüber.
Ob ich sie wohl erkennen würde? Denn schließlich hatte ich nach keinem Erkennungsmerkmal gefragt, nur die Uhrzeit und der Treffpunkt waren klar.
Doch dort wo wir uns treffen wollten, war immer sehr viel los. Viele Fußgänger machten Ausflüge dort hin, schauten den Schiffen zu oder gingen zum chillen, in eins der vielen Cafes.
Ich schlenderte durch die Stadt auf den Treffpunkt zu, doch hatte ich natürlich noch viel zu viel Zeit. Deswegen ging es für mich erst einmal an dem Treffpunkt vorbei und ich suchte schon einmal ein geiegnetes Eiscafe aus.
Als ich zurück am Treffpunkt eintraf,waren es immer noch 10 Minuten Zeit. Ich setzte mich auf eine Bank und schaute mich ein wenig fragend um. Schon auf dem Rückweg dorthin hatte ich mich  immer mal wieder gefragt, ob einer der vielen Leute, die mir entgegen kamen, meine Verabredung sein könnte. Doch bei allen wiegelte ich sofort gedanklich ab. Nein. Keiner von denen die mir über den Weg liefen, war meine Verabredung da war ich mir total sicher.
Nun saß ich auf dieser Bank und mein Blick streifte über die Rheinpromenande.
Als mir auf einmal Jemand auffiel der Abseits unseres verabredeten Treffs stand.
Mir ging ein komischer Schauer durch meinen Bauch und ein Gedanke blieb sofort fest in meinem Kopf hängen: Da ist sie. Ohne es eigentlich zu wissen, war ich fest der Überzeugung meine Verabredung gefunden zu haben. Sie sah nicht aus, als würde sie auf jemanden warten, sondern schaute sich eher total gebannt die vorbei fahrenden Schiffe an.
Ich sah ihr eine zeitlang zu. Sollte ich auf sie zugehen, oder doch besser warten bis sie sich umdreht. Ich war mir unsicher.
Aber sie ist es. Gar kein Zweifel. So schossen meine Gedanken unaufhörlich in meinem Kopf weiter. Wie um Himmels Willen, erkenne ich nur immer wieder, wenn ein Autist vor mir steht? Woran mach ich das nur fest? Ich weiß es nicht. Ist es das Gefühl was man hat; vom ersten Augenblick an? Oder doch nur reine Intuition? Oder doch alles nur Einbildung. Bei all den Treffen die ich nun schon mit anderen Autisten hatte habe ich sie immer direkt erkannt. Nein das kann unmöglich Einbildung sein. Das immer gleiche Gefühl schwang bei allen Treffen in mir mit.
Nun lief ich unsicher in ihre Richtung. Sie hatte mich immer noch nicht wahrgenommen. Doch wie von selbst drehte sie sich um, als ich keine 10 Meter mehr von ihr entfernt war. Ich lachte sofort und sie ebenfalls, und ich rief nur noch: „Wie kann es sein das wir uns immer auf kilometerweit erkennen?“
Woran mag das wohl liegen?
Sie zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Ich glaube, wir spüren uns einfach.“, beantwortete sie meine Frage sofort.
Natürlich war dadurch das Eis (rw) sofort gebrochen, und die nächste Eisdiele unsere.
Tief beeindruckt von den Ereignissen, kam ich abends nach Hause und blieb gedanklich noch lange Zeit in der Begrüßungsszene hängen.
Eine wirkliche Erklärung für dieses Phänomen habe ich immer noch nicht.

Aber vielleicht lassen sich manche Sachen einfach nicht rational erklären.

So wird wohl dieser Punkt unerforscht bleiben, bis zum Schluss.

Freitag, 26. Juli 2013

Einfach nur so glücklich


Hi.

Bei mir ist so unsagbar viel positives passiert.
In den letzten zwei Tagen habe ich an einem Stück geheult, mich gefreut und wieder Freudentränen geweint.
Ich weiß nicht wo das ganze Positive auf einmal herkommt, aber es kommt auf einmal.
Mein ganzes Leben hatte ich noch nie so eine schöne Phase, in der einfach einmal etwas von fast ganz alleine zu funktionieren scheint.
So recht weiß ich auch gar nicht, womit ich das Ganze verdient habe.
Ein paar tollen Leuten habe ich das tatsächlich zu verdanken.
Ich bin so aufgewühlt, weil ich so viel positives gar nicht gewöhnt bin.
Da gibt es Menschen die auf mich zukommen und das was wir tun einfach gut finden. Die mich nicht als jemanden behandeln der nicht dazu gehört, sondern ich habe das erste Mal das Gefühl, dabei sein zu können.
Akzeptiert zu werden. Ja das ist ein Gefühl das ich erst jetzt, nach 33 Jahren erfahren darf.
Das fühlt sich so unglaublich schön an.
Über Jahrzehnte ging meine persönliche Aktienkurve immer nur steil bergab, und seit einigen Monaten wendet sich auf einmal die Kurve und klettert stetig, Etappe für Etappe, immer etwas weiter höher.
Ja, ich war wohl am tiefsten Punkt angelangt. Tiefer ging es dann wohl nicht mehr.
Jetzt, da ich langsam begreife, was da gerade mit mir passiert, bin ich total überwältigt von all den Kleinigkeiten, die mir als Positives entgegengebracht werden.
Ich genieße jedes kleine positive Puzzelteilchen, das mir persönlich geschenkt wird und freue mich darüber so sehr, dass ich kaum noch aus dem Freuen herauskomme.

Das habt ihr getan, da bin ich mir sicher.
Ich fühle mich wie ein Kind, das auf der Straße entlang läuft und alle paar Meter einen kleinen Teil eines großen Schatzes findet und emsig immer fröhlicher hinterher rennt. Alles absucht und Angst hat, ein kleines Teil übersehen zu haben.
Das voller Spannung ist und sich ständig fragt, was werde ich wohl hinter der nächsten Kurve für ein Teilchen finden, oder wird es vielleicht sogar der große Schatz? Obwohl der gerade unwichtig ist, denn der Weg ist und bleibt das Spannendste.
Wovor ich wirklich Angst habe, ist mich zu verlaufen, den Weg nicht mehr wiederzufinden, jemanden enttäuschen zu können, Erwartungen nicht gerecht zu werden.
So fern es denn überhaupt welche an mich geben könnte.
Langsam fühle ich eine Art Glück in mir, das ich noch nie zuvor so gefühlt habe. Ich habe Angst, dass das nur auf Raten so ist und ich das irgendwann wieder eintauschen muss. Denn das würde mir ehrlich gesagt, sehr sehr schwer fallen.
Doch Jetzt gerade habe ich das Gefühl, dass es erst einmal eine Weile so weitergehen könnte. Das erfüllt mich, macht mich glücklich, macht mich stolz auf die Menschen, die das erst möglich gemacht haben.
Mein Blog ist gerade dabei, als Zeitzeuge, und sieht wie ich in ein Leben hinein finde. Nein nicht in irgendein Leben

sondern

In Mein Leben

liebe grüße
Tageshauscaos

Ps. Meinen Platz in der Welt, zumindest übergangsweise, habe ich gefunden.

Samstag, 20. Juli 2013

Denn auch wir möchten leben


Ich werde ja sehr selten sauer, doch heute ist irgendwie das Maß echt voll.
Da musste ich doch vorgestern bei Shortnews lesen, dass wir Autisten bemitleidenswerte Wesen sind, die nicht eigenständig leben können und die von morgens bis abends jemanden bräuchten der auf sie aufpasst, ansonsten wären wir nicht wirklich lebensfähig.

Was mir dabei durch den Kopf geht, während ich solche Kommentare lese, schreibe ich lieber nicht.
Dann kam heute ein Artikel heraus, der mal wieder Asperger Autismus als Modediagnose darstellt - dazu ein Fallbericht von einem Arzt der Autist ist.
Na, das der Arzt nicht soo viele Probleme hat, da er sich durchweg selbst helfen kann, ist ja wohl klar. Scheinbar kann er ja so gut kompensieren, dass er immerhin durch das Studium gekommen ist und sogar promovieren konnte. Er hat eine Praxis und ist heute Chef. Er kann jetzt selbst die Regeln bestimmen. Wenn er im Alltag so gut seine Probleme kompensieren kann, dann gratuliere ich ihm ganz herzlich dazu. Das ist aber leider bei den wenigsten von uns der Fall.
Bei mir eben auch nicht.
Dann muss ich mir in den Kommentaren noch so einiges gefallen lassen.
Da wird geschrieben, dass wir uns unsere Behinderung nur einbilden würden, dass die Pharmaindustrie nur diese Diagnose geschaffen hätte, um ihre Taschen voll zu machen. Für alle, die das Glauben sollten - Nur zur Information: Für den Autismus gibt es keine Medikation.
Zur Einbildung sei gesagt, das ich <ironie>mich sehr gerne in einem öffentlichen Gebäude auf den Boden schmeiße und zusammenbreche, weil mich jemand mal wieder angerempelt hat. Klar das tue ich ,weil es mir spaß macht.</ironie>
Ich dachte die Meinung, wir wären nur faul und wollten einfach nicht, wäre endlich irgendwann einmal vom Tisch.
Aber wenn man genauer darüber nachdenkt, wird es nie so werden. Zumindest solange nicht wie der Mobbing Vorwurf im Raum steht .
Ich stelle mal die Behauptung auf, dass viele der Leute, die der Meinung sind das Autismus nur eine Modediagnose ist, oder aber nur ein erfundenes Leiden darstellt, früher selber andere Kinder in den Schulen gemobbt haben und sie somit eher eine Schuld treffen würde, wenn sie zugeben würden, das Autismus sehr wohl eine Behinderung ist. In dem Falle hätten sie ja dann früher mit ihren Kollegen auf einem Behinderten rumgebasht. Deswegen streiten sie es gleich mal ab, das es so etwas überhaupt geben könnte. Um des eigenen Seelenfrieden willens.
Sie bashen im Internet mal fleißig auf dieselben Leuten ein. Was anderes scheinen sie auch bis zum erwachsenen Alter nicht gelernt zu haben.
Beide Seiten der Berichterstattungen ist nicht sonderlich förderlich für die Gruppe autistischer Menschen. Das es im oberen Bereich Autisten gibt, die kaum Probleme haben ist ganz klar, aber sie stellen eine Minderheit da. Auch die Autisten die in Heimen leben und sich nicht selber versorgen können, stellen ebenfalls nur einen Kleinen Teil von uns da.
Das sogenannte Mittelfeld sieht anders aus, wir haben positive Seiten und auch negative Seiten. Doch leider wird uns sehr oft der Vorwurf gemacht, dass man die positiven Seiten einfach mehr kommuniziert.
Ich bitte euch - was würdet ihr denn tun? Würdet ihr nicht auch lieber davon berichten, wie gut ihr in etwas seid, statt davon zu erzählen wie schlecht ihr etwas könnt?
Schlecht geht es uns oft genug, das könnt ihr uns glauben. Da ist es ja wohl völlig legitim, dass wir uns eher über unsere positiven Seiten identifizieren, als über unsere leidigen Anhängsel von Begleiterscheinungen. Denn auch wir möchten nicht immer damit konfrontiert werden.
Auch wir möchten leben, so wie ihr es tut.

Dienstag, 2. Juli 2013

Bahnhofssicherheitsdienst

Vor ein paar Tagen musste ich mit der Bahn verreisen und wie immer fielen mir ein paar Sachen besonders auf.

Das Bahnfahren an sich macht mir gar nicht so viel aus. Die vielen Menschen an Bahnhöfen und in der Bahn selbst allerdings schon.
Ich werde dann immer sehr nervös und hektisch und manchmal habe ich auch einfach Angst.
Angst davor das der Zug zu spät kommen könnte, ich in den falschen Zug einsteige, oder ich nicht an der richtigen Haltestelle aussteige.

Noch schlimmer ist für mich die Vorstellung, in einem überfüllten Zug zu stehen und genau dann raus zu müssen, wenn die Eingänge von den anderen Passagieren zugestellt sind. Ich kann nicht mal eben einfach darum bitten das man mich durchlässt. Dazu kommt meine körperliche Disposition. Außerdem mag ich nicht berührt werden. In einem vollen Zug mit Sicherheit ein schweres Unterfangen und wenn ich mich dann noch zwischen durchquetschen müsste: nein, das könnte ich schon gar nicht.
Darum versuche ich in solchen Situationen immer nahe der Türe stehen zu bleiben was leider nicht immer möglich ist.
Die Menschen um mich herum erkennen meine Situation meist nicht. Hilfestellung leisten sie mir auch nicht. So bin ich meist in der Bahn auf mich allein gestellt, unfähig mich zu äußern und von einer ständigen Angst getrieben, es könnte mich jemand berühren.

Wenn das schon alles wäre fände ich es noch erträglich.

Ich falle einfach auf. An jedem Bahnhof an dem ich warten muss.
Während ich warte, laufe ich meist sehr schnell und panisch im Kreis herum. Das beruhigt mich ein wenig und nimmt mir den inneren Stress weg.
Doch das sorgt dafür, dass eine bestimmte Gruppe Menschen immer auf mich aufmerksam wird und ich mich plötzlich in der Gesellschaft von Männern wiederfinde, die auf ihren Westen gut sichtbar ein Schild mit der Aufschrift tragen "Bahnhofssicherheitsdienst".
Sicherheitsdienst! Schon wieder einmal!
Immer stehen sie gut sichtbar in meiner Nähe, kurz nachdem ich den Bahnsteig betreten habe. Ja ich weiß, mein Verhalten ist auffällig und ich weiß auch, dass mich viele Kameras um mich herum schon lange entdeckt haben. Doch ich versteh nicht, warum man mir dann ständig den Sicherheitsdienst schickt, denn ich tue doch niemanden was.
Ich laufe doch nur aufgeregt meine Bahnen. Das nun der Sicherheitsdienst schon wieder neben mir steht, macht meine Nervosität nicht besser. Jetzt bloß keinen falschen Schritt. Bloß keine falsche Bewegung machen, am Ende denken die noch ich will ins Gleisbett springen. Oh je, das wäre schlimm.
Sie würden mich dann greifen wollen. Ich hasse Berührungen und würde mich wohl wehren wollen.
Was dann passieren würde, mag ich mir gar nicht weiter ausdenken und so hoffe ich jedesmal, dass ich keine falsche Bewegung mache und dass der Mann im Sicherheitsdienst genug Nerven besitzt, um seine Hand bei sich zu behalten.
Ich finde es traurig, dass ich mich nicht so bewegen darf, wie es mir gut tut, ohne als Sicherheitsrisiko eingestuft zu werden. So weit ist es durch die allgegenwärtige Überwachung und dem Terrorwahn schon gekommen.

Lieber Bahnsicherheitsdienst:
Wenn ihr das hier lest, bitte informiert euch ein wenig über Bewegungsunruhen bei Autisten, und stellt euch bitte nicht immer ganz so offensichtlich neben mich.

Dienstag, 18. Juni 2013

Sigint

Kaum zu glauben wie schnell die Zeit bis jetzt vergangen ist.
Mir kommt es fast so vor als wäre ich gestern erst vom großen Bruder der SigInt, dem CCC- Congress nach Hause gekommen.
Schon sitze ich in meinem Wohnzimmer und denke darüber nach, wie die SigInt wohl werden wird.
War ich im Dezember das erste mal bei einem Hackercongress, so soll es dieses mal etwas gemütlicher und kleiner bei der SigInt sein.
Trotzdem habe ich ein wenig Angst davor.
Mir gehen Gedanken durch den Kopf:
Hoffentlich bekomme ich auch noch am Tagesschalter Karten, denn den muss ich leider nutzen. Zum überweisen wäre die Zeit jetzt schon zu knapp.

Am 5.7.  - 7.7. findet die SigInt statt.
Schade, dass sie ausgerechnet auf das Datum fällt, an dem auch hier im ganzen Ruhrgebiet eine riesengroße Veranstaltung namens Extraschicht stattfindet. Da werde ich mich an einem Tag ganz schön teilen müssen.
Ich könnte mich auch einfach nicht entscheiden, wohin ich nun gehen sollte.
Also habe ich mich entschieden, an beiden Events teilzunehmen.
Am 6.7 werde ich dann also bis zum Nachmittag auf der SigInt sein und danach zur Extraschicht aufbrechen. Die fängt eh erst um 17 Uhr an und läuft bis 2 Uhr Nachts.

Am 7.7 bin ich dann wieder wie gewohnt in Köln. Wie gut, dass Köln gerade mal eine Stunde Zugfahrt von mir entfernt liegt.

Ich hoffe auf der SigInt so nette Menschen treffen zu können wie auf dem CCC-Kongress im Dezember auch.
Ich muss noch an so vieles denken:
Meine Ohrstöpsel muss ich mir noch kaufen.
Mein MP3 Player muss dringend mit Musik bespielt werden.
Ich glaube ich werde mir noch eine Tasche nähen müssen, denn ich habe keine in einer passenden Größe.
Immerhin werde ich viel mitnehmen.

Ich bin jetzt schon total aufgeregt.

Ah.... und was ich noch auf gar keinen Fall vergessen darf ist mein T-shirt, das ich auch schon im Dezember beim Kongress an hatte.


Auf der Internetsseite der Bahn war ich auch schon lange. Die strecke habe ich mir rausgesucht und wehe sie hat wieder derbe Verspätung.
Dann wird das kleine Auti zu einem tobenden Vulkan.

Mit freundlichen Grüßen in Richtung SigInt fiebernd

Eure Autistin Tageshauscaos.

Samstag, 15. Juni 2013

Selbstfindung


Den Hatte ich kurz vor meiner Diagnose vor zwei jahren geschrieben. Ich finde das er viel zu schade ist ihn weiter, in irgend einer schublade versauern zu lassen.
Ich bin der Meinung dieser Text wurde geschrieben um gelesen zu werden, darum stelle ich ihn Heute auf meinen Blog. 
Viel Spass beim lesen
 


Ich stand am Bahnsteig ... wo wollte ich hin ? ich wusste es nicht genau . ich wusste nicht was mich erwartete. würde ich es als gut oder schlecht empfinden ?


denn schließlich hatte ich nie eine Gruppe , in der ich hinein gepasst hätte .
ich hatte keine Leute die mich verstanden hätten .
ja, das verstehen. das verstehen war immer schon ein Problem .
ein Problem von mir .
Denn entweder ich verstand die Leute in meiner Umgebung nicht ,
oder sie verstanden mich nicht .
ihr verhalten war mir so fremd . ich fühlte mich ständig wie eine Person in einem fremden Land
die die Sprache der anderen nicht verstand .

Ich hatte mich eingeigelt. hatte mir meine Umwelt so gestaltet das ich niemanden mehr verstehen musste ,
meist eingemottet und für mich total allein .

und jetzt stand ich auf den Bahnsteig in Richtung einer Gruppe , zu einer Gruppe , in eine Gruppe hinein .
ich war seit Jahren nicht mehr in einer Gruppe . „sind sie wirklich so anders ?“
„sind sie wirklich so wie ich ?“, schossen mir meine Gedanken einen Moment lang durch den Kopf bevor pfeifend und quietschend der Zug neben mir zum stehen kam .
es blieb keine zeit mehr und auch kein weg zurück für mich, nur Mut , nur vorwärts, hinein in den Zug der ratternd einfach so mit mir in Richtung der Gruppe fuhr .

hatte ich doch lange zeit einfach keine Worte dafür , konnte ich über Jahre mich einfach nicht erklären .
jemand hatte vergessen mir Worte für mein verhalten zu geben .
Worte die vieles erklärt hätten hat man vergessen mir bei zu bringen .
all das was ich ihnen nicht erklären konnte , all das was anscheinend an mir komisch war das ich aber nicht bestimmen konnte.
mein komplettes verhalten was nur auf Ablehnung stieß . wo man ständig geängstigt wurde „wenn du das, oder das denkst, sagst, oder wirklich meinst, gehörst du in die Psychiatrie“ , und vieles mehr wurden an Worte an meinen Kopf geschmissen .
aber es gab mir keiner Worte . Worte mit denen ich hätte erklären können . Worte mit denen ich mich hätte verständlich machen können .Worte die alles erklärt hätten .
Nein , diese Worte musste ich mir suchen , mühselig zusammensuchen . dabei fand ich mal hier ein Wort, mal dort ein Wort in Krankheitsbildern die es hätten doch sein können . aber wieder und wieder passte ich nicht wirklich hinein , es war so als wollte man versuchen ein Rechteck in ein viel zu kleinen Kreis hinein zu bekommen, ständig hatte ich das Gefühl mir Jacken (Diagnosen) anzuziehen die mir dann doch nicht passten .
Bei der einen waren die Ärmel zu kurz, bei der anderen schaute mein Bauch heraus .
wieder eine andere hatte kein Rückenteil .
es passte nicht, die Jacken passten nicht , die Diagnosen nicht ,die Worte nicht .

ich saß im Zug, der Gruppe näher kommend .
nervös wippend nahm ich die Leute um mich nicht wahr , so wie ich sie nie wahrnahm so wie ich sie eh nie sah .
sie störten nur, waren laut und zudringlich zu gleich .

nicht lange war es her, nur ein paar Momente , ein paar tage oder auch ein paar Wochen schon .
ich weiß es nicht so ganz genau .
da las ich ein Wort , bin darüber gestolpert, und mir war nicht klar warum, weshalb, oder wieso , aber ich musste einfach lesen .
AUTIST stand dort .
bitte was ist das ?
was ist das für ein Wort ?
Ich war zu neugierig um das Thema Thema sein lassen zu können .
ich fing an Texte zu lesen , Berichte zu wälzen .
einen nach dem anderen .
nach jedem Text, nach jedem Absatz , nach jedem Bericht , zog ich ein weiteres teil einer Jacke an .
erst der linke arm , vorsichtig nicht zu schnell .
ich mag nicht sehen wenn es wieder nicht passt , mag mich nicht hinein verirren .
mag keine Einbildungen erzeugen , doch der Ärmel passte .
er war Passgenau nicht zu kurz und nicht zu lang, genau richtig .
mich wühlte das auf , so wie sonst wenn ich eine neue Jacke anprobierte .
ich wollte nicht weiter , nicht weiter sehen .
ich zog die Jacke erst mal wieder aus , doch mit jedem Text mit jedem Bericht, mit jedem Wort ,formte sie sich weiter. mit jedem Gespräch das ich hatte , wurde die Jacke größer, besser und schöner .
wie all die Jacken die ich schon kannte .

die Jacke nahm ich zum guten Schluss mit zu meiner Ärztin , wollte ich doch fragen ob sie meinte das diese mir passt und ob sie mir stehen würde .
ihre Worte waren klar : „also nein, diese Jacke passt ihnen nicht“ .
die Jacke wollte ich nicht weglegen sie sah so passend aus , sie musste einfach passen.
und so entgegnete ich ihr : „erklären sie mir bitte, wie ist ein AUTIST ?“.
Und sie begann zu erzählen.
stockte bei jedem Satz .
und so langsam viel ihr auf;.und voll entsetzt und „geplättet“ ( so wie sie sagte) , entschuldigte sie sich gleich bei mir .
„natürlich , ein Autist!“.
sie stotterte fast als sie diese Worte vor sich hin murmelte, „ na ganz klar wie konnte ich sie nur nicht sehen? Entschuldigen sie .“

Sie entließ mich mit den Worten : „ziehen sie die Jacke an probieren sie sie an . prüfen sie sie , und sagen sie mir ob sie ihnen wirklich passt .“


der Treff der Gruppe , für mich nur der letzte schritt um zu schauen ob der Reißverschluss auch zu geht , ob die knöpfe auch alle dran sind , ob ich richtig lag.
so nervös war ich noch nie .
nur noch die Treppen hinauf und dann würde ich es wissen .
„ist meine Jacke heil ? oder hat sie löcher ?“, so schoss es mir noch schnell durch den Kopf , ehe ich die Gruppe sah , und sie wahrnahm .
mit jedem Satz der gesprochen wurde , mit jeder Gestik die ich verstand, mit jedem blick der vor den köpfen der Leute endete , formten sich die letzten knöpfe meiner Jacke .
sie war perfekt.
alles passte .
sie hatte keine löcher , der Reißverschluss ging zu , die Ärmel waren nicht zu lang und nicht zu kurz .
sie war warm , aber nicht zu warm .
sie war weich ,umhüllte meinen Körper so wie es vor ihr noch keine Jacke tat.

und ja, ich hatte endlich mein Wort gefunden , und ja endlich hatte man mir Worte gegeben die alles erklärten und ja ich war in diesem Moment wohl das erste mal so richtig zufrieden mit mir .
mit meiner Jacke , mit dem wie ich war , mit mir selber ganz für mich in mir.
alles stimmte überein , die Jacke passte und sie passt mir so gut , wie keine Jacke es jemals tat .

Freitag, 14. Juni 2013

Und wie war eure Woche so ?


Mal wieder ist eine Woche rum

Und was durfte ich, als Autistin, mir so alles in dieser Woche anhören?

Fangen wir mal am Anfang der Woche also dem Montag an.
Da meinte doch glatt eine zu mir, ob ich behindert wäre. Ich glaube das meinte sie nicht ganz so ernst. Doch die Antwort die auf dem Fuße folgte war sehr ernst ;-). Ja, aber woher weißt du das?
Die fragenden Blicke die sie dann in meine Richtung warf, kann man sich bestimmt vorstellen. Nun ist der Autismus nicht unbedingt in zwei Sätzen erklärt, und so langweilte sich meine Zuhörerin sehr schnell, während ich immer weiter über mein Lieblingsthema sprach.

Am Dienstag ,oh ja der Dienstag, der war gut!
Ich musste zu einer Hausärztin zur Blutabnahme. Zum ersten mal ging ich in ihre Praxis.
Wie ich es befürchtet hatte, kannte die gute Frau sich nicht mit Autismus aus.
Autismus kann nicht geheilt werden und trotzdem setzte die gute Ärztin zu dem Satz an, „nehmen sie Tabletten?“
Ich antwortete mit einem sehr bestimmten:“nein!“
Sie: “Aber warum nicht? Mit Tabletten würde es IHNEN bestimmt besser gehen, und ihre Zuckungen würden aufhören.“
Da platzte mir etwas der Kragen und ich entgegnete ihr: “Das hört sich eher so an, als sollte ich Tabletten nur dafür nehmen damit SIE besser mit mir zurecht kommen, da ich ja dann schön ruhig gestellt bin. Nein danke. Die Tabletten können sie behalten ,denn ich komme mit mir selber super gut klar."
Leicht genervt untersuchte mich die Ärztin weiter. Doch durch die Blume ließ sie mich wissen, dass sie es gar nicht gut fand, dass ich keine Psychopharmaka wollte.

Der Mittwoch war nicht wirklich besser.
Es gibt immer mal wieder Menschen, denen man begegnet und die der Meinung sind man müsse nur an seinen Defiziten arbeiten und würde alles durch Übung erlernen können. Natürlich ist damit auch das Händeschütteln gemeint. ( das mögen Autisten so gar nicht und es liegt in der Natur des Autisten dies am liebsten nicht machen zu müssen.)
Da ich es kategorisch ablehne jemanden bei der Begrüßung die Hand zu geben, war dieser Mensch den ich traf sehr schockiert und fragte, warum ich so unhöflich sei.
Ich erklärte ihm, dass das Händeschütteln bei mir Schmerzen verursacht und ich diese Begrüßungsform daher ablehnen müsse.
Daraufhin meinte er, dass ich das aber unbedingt lernen müsste. Auch meine Schmerzen müsste ich dabei einfach mal in Kauf nehmen.

Und dann kam der Donnerstag ….
Eine News von Querdenker brachte dann das Fass zum überlaufen. Da sind tatsächlich Menschen in den USA der Meinung, dass man Autismus einfach weg-ätzen kann, indem man dem Autisten Natriumchlorit (nicht zu verwechseln mit Natriumchlorid (Kochsalz)) von oben und unten verabreicht.
Ihr habt richtig gehört..
Dem Autisten wird also Bleiche mit Wasser verdünnt eingeflöst.
Man soll sich auch keine Sorgen machen, wenn bei der Behandlung Fieber und Erbrechen auftaucht, das wäre normal und würde zeigen, dass die Bleiche wirkt und die Bakterien die Autismus auslösen abtötet.
Autisten sind angeblich von Bakterien verseucht und diese müssten schließlich weg-geätzt werden.
Klingt für mich eher nach Teufelsaustreibung und Folter.

Heute ist Freitag bis jetzt war noch nichts aber wer weiß der Tag ist ja noch nicht zu Ende.
Außer das jemand meinte das ich ja keine Vereinsarbeit leisten könnte, weil ich ja behindert bin und nicht belastbar wäre.
Das war ein Querschnitt durch meine Woche …. und wie war eure Woche so?

Sonntag, 9. Juni 2013

Der Autist im fremdem Bett


Der Autist im fremdem Bett


Aus familiären Gründen musste ich verreisen. Da wo ich hinreisen musste, hatte ich leider für meinen Blog keine Zeit bzw. kam ich einfach nicht dazu einen Blog Beitrag zu schreiben.
Das hole ich dann heute nach.

Schon einen Abend bevor ich los musste, packte ich meine Tasche und versuchte meine Gedanken dahin gehend zu sortieren, welche Routinen ich wohl würde mitnehmen können und welche ich nicht würde durchführen können.
In einem kurzen Gedankenblitz ging es durch meinen Kopf: "Habe ich alles eingepackt? Ob es dort wo ich hinfahre vielleicht meinen Supermarkt gibt, in dem ich jeden Morgen zur gleichen Zeit einkaufen gehe?"
Schnell lief ich zum PC, Google Maps war mal wieder mein Freund.
Oh ja, meinen Supermarkt den gab es zwar, nur leider etwas weiter weg als bei mir zu Hause. Aber, immerhin es gibt ihn dort.
Ich brauche meinen Rucksack zum einkaufen, doch der ist nicht da.
Was mach ich nur?
Mein Rucksack ist nicht da .
Aufgeregt rannte ich hin und her. Mein Freund sah mich kurz an: “Nimm morgen früh einfach eine Tasche zum Einkaufen mit.“
„Das geht doch nicht. Ich packe meinen Rucksack immer gleich ein und kaufe auch das Gleiche. Wenn ich eine Tasche nehme, dann weiß ich doch nicht ob meine Sachen da auch alle reinpassen.“
Daraufhin reichte mein Freund mir einen Stoffbeutel: “Na dann probier das halt mal aus!“
Ich nahm den Beutel und holte die Sachen die ich morgens immer kaufe aus dem Kühlschrank heraus und verstaute sie probeweise in der Stofftasche.
"Oh Prima das passt, da geht alles rein, die nehme ich mit."
Sehr nervös, weil ich auch noch ganz alleine mit dem Zug verreisen musste, ging es weiter.
Am Bahnsteig war es dann wie immer. Ich rannte meine Kreise ab, während ich auf den Zug wartete und die Menschen um mich herum mich anstarrten, als wäre ich ein Tiger im Zoo.
Ich fühlte mich auch gerade so.
Vom Bahnsteig holte mich keiner ab. Ich durfte laufen.
Auch wurde mir gesagt wo ich den Haustürschlüssel finden würde; in einem Schuh auf einer Terrasse sollte er liegen. Bei der Ankunft suchte ich diesen Schuh fast eine ganze Stunde lang auf der recht kleinen Terrasse, doch ich fand ihn nicht. Total verzweifelt ging ich zur Haustüre um vielleicht doch die Klingel zu benutzen. (was ich mehr wie alles andere hasse)
Zum Glück stand der Schuh dann nicht wie verabredet hinterm Haus sondern vor der Tür. Puh, endlich drinnen und etwas Ruhe.
Ich schaute auf die Uhr:
14 Uhr. Eigentlich Zeit um mit meinem Hund Gassi zu gehen. Doch den hatte ich ja nicht dabei. Wie gut, dass es in diesem Haus gleich zwei Hunde gab. So trottete ich einfach mit denen los.
Hunde-geh-zeit um 14 Uhr.
Am Abend lag ich in meinem Gästebett, doch alles sah so falsch aus. Nichts war richtig.
Leer und verlassen fühlte ich mich. Ja, noch nicht einmal meine Nähecke war da, auf die ich abends in meinem Bett immer schaue und die mich normalerweise sehr beruhigt.
Hier sollte ich schlafen. Nein, das ging nun wirklich nicht. Alles falsch, nichts richtig. Nicht so, wie ich es gewöhnt bin.
Ich sprang auf und lief leise, um die anderen nicht zu wecken, in die Küche.
Da fing ich an zu putzen. Das beruhigt mich, wenn es in mir so chaotisch und unaufgeräumt wirkt.
Nur heute ging das nicht. Mein Kopf beruhigte sich einfach nicht. Alles war falsch, stand am falschen Ort, roch anders oder fühlte sich anders an.
Die ganze Nacht schrubbte und putzte ich und bekam mich einfach nicht beruhigt.
Morgens um 7 Uhr stellte ich den Eimer weg und lief zu dem Supermarkt und kaufte meine Sachen ein, wenigstens etwas das mir Sicherheit gab.

Die nächsten zwei Tage wurde es nur noch schlimmer. So überreizt wegen Schlafmangel musste ich auch noch mein Sein verstecken und überspielen. Ich durfte dieses mal nicht so sein wie ich bin.
Niemand darf es sehen, keiner darf mitbekommen, was mit mir nicht stimmt. Ausgelaugt und völlig ausgepowert, fiel mir das unheimlich schwer.
Schon Ränder unter den Augen und kaum noch in der Lage richtig zu stehen, ging ich am zweiten Abend in mein Bett, doch auch dieses mal war an schlafen nicht zu denken. Die Geräusche die das Haus machte und die ich nicht kannte, ließen mich einfach nicht zur Ruhe kommen. Alles knarrte und hörte sich nicht nach dem mir bekannten Zuhause an. Das Heimweh war in diesem Moment sehr schlimm.
Vor innerlicher Unruhe sprang ich wieder auf. Nein, schlafen das ging nun wirklich nicht und wie in der Nacht zuvor schlich ich mich in die erste Etage und schrubbte putzte die ganze Nacht. Doch beruhigte sich mein Körper nicht.
Tagsüber fing der Kampf mit meinem Körper und meinen Kopf an. Bloß nichts zeigen. Angespannt versuchte ich die Konzentration aufrecht zu halten, setzte mich künstlich unter Stress um überhaupt noch funktionieren zu können.

Der Letzte Tag. Ich zählte die Stunden. Mittlerweile nahm ich alles nur noch wie durch einen Nebel war. Ständig sackte ich in mich zusammen. Ja es war schön bei euch, ich war gerne hier, hallte es automatisch durch meinen Kopf.
Ich will nur noch nach Hause in mein Bett. Bitte haltet mich hier nicht mehr so lange auf. Doch das sagte ich nicht laut.

Nun bin ich endlich zu Hause. Die letzten Tage fallen von mir ab. Ich fühle mich gerade immer noch etwas fehl am Platz und finde mich nur schwer wieder in meine Ordnung rein.
Den Schlaf den werde ich noch nachholen müssen. Ich weiß nun aber auch das ich mein zu Hause liebe und ich es unheimlich schätze, so sein zu dürfen wie ich bin.

Mittwoch, 29. Mai 2013

PID

Ich möchte etwas über PID schreiben bzw über diesen anonymen Brief der zur zeit an alle Autisten gerichtet durchs Netz geistert.
Vorab möchte ich erläutern das ich mir zu diesem Thema keine starre Meinung gebildet habe.

Ich las von den Brief und fragte mich, was ist PID eigentlich und musste zugegebener maßen erst einmal Wikipedia befragen, bevor ich wusste worum es eigentlich geht.
Ziemlich schnell war das Thema für mich klar, sicherlich habe ich von diesen Tests auf Behinderung schon sehr viel gehört und gelesen. Unter anderem einen Text der besagte das PID auch beim Autismus schon angeschlagen hat.
Auch habe ich berichte von Müttern gelesen die sich gegen eine Abtreibung nach diesem Test entschieden hatten und dessen Kind „oh wunder“ dann doch ohne Behinderung zur Welt kam.
Das ich diese Berichte las ist aber auch schon einige Jahre her, seit dem könnten sich die Tests bestimmt verbessert haben. Das mag ich hier nun auch nicht in Abrede stellen.

Nun aber kurz zurück zu dem Brief
Gehen wir davon aus das ich sogar einige Argumentationen der guten Schreiberin verstehen kann, so gibt es doch immer zwei Seiten von einer Sache.

Ich möchte da echt nicht Richter spielen, welche Seite nun recht hat und welche nicht.
Ich kann nur aus meiner Erfahrung heraus erzählen das ich viele Downkinder , im laufe meines Lebens kennen lernen durfte . Sie waren alle liebenswert, freundlich total nette Wesen und sie hatten Spaß, fühlten Schmerz, weinten und lachten wie jeder andere Mensch auch.
Klar sie hatten nicht viel Interaktion und dennoch waren sie in ihrem sein ,einfach toll.
Und wenn ich dann an diese Kinder denke bin ich froh sie kennen gelernt zu haben, denn auch von ihnen habe ich viel lernen dürfen.
Ruhe , Akzeptanz, Geduld und Gelassenheit sind die Eigenschaften die man sich bei diesen Menschen abholen kann.
Ich habe Eltern getroffen die mir versicherten das sie für sich die richtige Entscheidung getroffen hätten, und die mir sagten das sie niemals ihr Kind hätten abtreiben lassen wollten.
Rückgängig machen wollten sie diese Erfahrungen auch auf gar keinen Fall.
Diese Mütter und Väter müssen also auf irgendeine weise etwas von ihren Kindern zurück bekommen haben, die Kinder sind also nicht nur Konsumenten der „nicht kranken“ sondern auch Geber, von wärme Zuneigung und liebe.

Sonntag, 26. Mai 2013

Autist gesucht

Die folgende Geschichte ereignete sich schon vor ca. 2 Jahren, aber sie ist bis heute in meinem Kopf hängen geblieben. Ich war auf dem Weg zu meinem Diagnosetermin und stand mehr wie nervös auf dem Bahnsteig und wartete dort auf meinen Zug.

Die Menschen um mich herum schauten mich ab und zu komisch an, weil ich sehr nervös auf und ab ging. Das tat ich sehr schnell und ohne auf die Menschen um mich herum zu achten, mein Blick hing dabei immer auf den Boden.

Nur kurz schaute ich auf und ein junger Mann erweckte meine Aufmerksamkeit. Er lief auf der gegenüberliegenden Seite des Gleises im gleichen Tempo auf und ab.
Dabei ließ er seine Arme hoch- und runtergleiten, fast wie ein Vogel der anfangen wollte zu fliegen.
Ich sah auf die Tafel und mir viel auf, warum der Junge so nervös sein musste: sein Zug fiel aus.
Oh je, dachte ich bei mir, in so einem Fall würde ich jetzt durchdrehen, hoffentlich fällt meiner nicht aus.

In diesem Moment lief der Junge schnurstracks auf mich zu, blieb dann ein paar Meter vor mir stehen, schaute auf den Fußboden als wollte er die Striche zählen und rief ganz laut: "Hallo!"
Es klang nicht wie eine Begrüßung, sondern eher als wäre "Hallo" ein Gegenstand, den er gerade entdeckt hat.
Ich war mir sehr unsicher ob er mich meinte. Ich war ja ebenfalls sehr nervös und brachte eh kein Wort heraus.
Als er merkte, dass es keine Reaktion gab, drehte er sich um und „flatterte“ wieder den Bahnsteig auf und ab.
Mir blieb nur ihn zu beobachten. Ich schmunzelte dabei sichtlich erleichtert, noch so jemanden wie mich an diesem Bahnsteig zu sehen.

Der Junge las dann auch die Tafel und murmelte dann unentwegt: "Was mache ich nur? Was kann ich tun?"
In diesem Moment wurden auch andere Menschen auf ihn aufmerksam und wollten ihm helfen.
Sie liefen auf ihn zu und stellten sich wie eine Traube um ihn herum.
Ich bekam beim Hinsehen schon Schweißausbrüche, meine Güte der arme junge dachte ich bei mir.

Die Gruppe stellte sich immer enger um ihn, weil sie ihm helfen wollten einen Ausweg aus seiner Situation zu finden.
Doch hinter ihm war eine Treppe
In diesem Moment überkam mich die Angst, da er immer weiter zurückwich, dass er die Treppe hinunter fallen könnte.
Deswegen lief ich zu der Gruppe schob mich hindurch und stellte mich zwischen die Gruppe und den Jungen, quasi als Absperrband dazwischen.
Dabei blickte ich auf den Boden, (als wollte ich die Bodenplatten zählen), und rief laut:"Dein Zug kommt nicht. Nimm die Straßenbahn unten vor den Bahnhof, die kommt gleich."
Er antwortete: "Komme ich pünktlich?"
Ohne es wirklich zu wissen antwortete ich: “Ja mit der Strassenbahn kommst du bestimmt noch pünktlich.“
Er rief noch: “Danke.“, bevor er sich umdrehte und sichtlich erleichtert war der Masse von Menschen entkommen zu können.
Das ist genau zwei Jahre her, solange hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Er trug damals ein rotes T-Shirt, eine hellblaue Jeans, hatte blonde kurze Haare und eine Brille auf der Nase. Immer wieder denke ich an diese Situation und erzähle die Geschichte jedem der sie hören will.

Alle Leute in meiner Umgebung habe ich schon gefragt, ob sie den Autistenjungen vielleicht kennen würden. Keiner kannte ihn :-( .

Doch gestern habe ich ihn erneut gesehen :-)

Ich saß im Bus und fuhr am Bahnhof vorbei und da war er, er stand auf dem Bussteig seinen Blick auf den Boden gerichtet und er war nicht ganz so nervös. Er zählte aber trotzdem die Rillen des Kopfsteinpflasters.

Ich wäre am liebsten rausgestürmt. Wie gerne hätte ich Hallo gesagt. Er hatte wieder sein rotes T-Shirt, eine hellblaue Jeans und dieses mal noch eine Jeansjacke an und einen Rucksack auf dem Rücke. Doch der Bus fuhr weiter. Zu wenig Zeit zum reagieren.

Deswegen nun hier der kleine Aufruf.

Ich suche dich.

Du bist Autist
magst die Farbe rot
hast blonde kurze Haare
bist zwischen 20-25 Jahre alt
und lebst in der netten Stadt Dinslaken.
Und wenn du das hier ließt,
dann melde dich doch bitte mal bei mir.
Am liebsten per Mail an tageshauscaos@gmail.com

Dienstag, 21. Mai 2013

Zeit Artikel: Bloß nicht zu nett sein



Da macht man nichts ahnend eine Nachrichtenseite auf und findet dann diesen Artikel  der Zeit.
Schon die Überschrift lässt grausames erahnen und nein, eigentlich will ich gar nicht weiter lesen, denn ich weiß genau was nun kommt.
Warum um Himmels willen soll man zu Autisten Kindern nicht so nett sein, sind die ersten Gedanken die mir dabei durch den Kopf schießen.
Das weiterlesen fällt mir echt schwer.
Brauchen autistische Kinder besonders einfühlsame Eltern? Nein, meinen manche Experten: Sie brauchen klare Befehle und hartes Training. Dem kleinen Johan aus Bremen hat eine Therapie aus den USA geholfen, die viele als seelenlose Dressur kritisieren.
Geholfen? Wohl eher kaputtgemacht für sein ganzes Leben. Diese Eltern wissen anscheinend gar nicht, wie viel sie in diesem Moment in dem Jungen kaputt machen. Sie sollten sich besser mal mit Autisten unterhalten, die diese Therapie erfahren mussten und wie die sich heute fühlen.
Mit Mitte 20 zusammengebrochen und am Burnout erkrankt, erledigt, kaputt, ausgelaugt. Das sind die Resultate die aus solchen Therapien hervorgebracht werden, da die Kinder aber kurzfristig anscheinend anfangen zu funktionieren und das Hineingetrete in eine Gesellschaft über sich ergehen lassen müssen.
Oh ja, die Kinder machen richtig tolle Fortschritte, schaut mal wie super das Kind auf mich reagiert (Ironie off) und dann wird systematisch die Persönlichkeit des Autisten zerstört, denn man will nur gesunde Menschen haben. Er soll die Hand geben, einem in Augen schauen, höflich sein, halt ein Perfektes Kind darstellen. Ein richtig süßes Schosshündchen halt.
Doch innerlich ist und bleibt er: der Autist.
Er leidet unter dieser Art von Folter, und ich weine jetzt schon, weil ich fühlen kann das das nicht richtig ist.
Weiterlesen? ich schaff das nicht! Da wird einer von uns kaputt gemacht. Ich bin total traurig und zutiefst verletzt. Meine Gedanken gehen in Richtung: "warum tut ihr uns das an? Wie grausam kann ein Mensch noch werden?"
Ich zumindest will so sein wie ich bin, und wer weiß, vielleicht gefällt es mir sogar in meiner Kerkerwelt. Denn was mir in diesem Artikel gezeigt wird ist viel brutaler als meine Welt, in die ich oftmals glücklich versinke.
Spätestens bei diesen Zeilen:

Johan sitzt auf dem Kinderstuhl am Tisch. Er wirkt wie verwandelt. Seine Lippen formen die ersten Worte, mühsam zwar, aber immerhin. Er blickt seinen Vater an. Der benimmt sich merkwürdig. Er gibt seinem Sohn Kommandos. Hände auf den Tisch! Schau mich an! Er hält ihm Bildkarten vor das Gesicht.

breche ich in ein lautes Schluchzen aus....
Nein das kann ich mir beim besten Willen, besonders heute Abend, nicht mehr  antun.
Ich möchte mich davor schützen. Ich kann einfach wegklicken, was ich nun auch tue. Doch der arme Junge der konnte das nicht  ......



Gute Nacht
PS. es wird Zeit das sich etwas ändert und ein anders Sein endlich akzeptiert wird.
Ich bin der Meinung, dass solche "Therapiemethoden" gesetzlich verboten und wie jede andere Form der Körperverletzung unter Strafe gestellt werden sollten. Solche Menschen sind keine Therapeuten, das sind Metzger.


weiter lesen könnt ihr auch hier:

http://realitaetsfilter.com/2013/05/21/ist-das-noch-pavlov/

 http://aspergerfrauen.wordpress.com/2013/05/21/blos-nicht-zu-nett-sein-eine-zeitung-erklart-was-autisten-brauchen/

 http://auties.net/aba_erinnerungen_1a



Sonntag, 19. Mai 2013

Kurzer Krankenhausbericht


Was für eine blöde Behandlung.
Gestern Nacht fing auf einmal mein Bauch an zu schmerzen.
Der wurde kugelrund und ich sah aus, als hätte ich einen Medizinball verschluckt.
Nach langer Diskussion mit meinem Freund, ob ich denn überhaupt in eine Notaufnahme gehen darf so spät nachts (ich hab mich nicht getraut),
entschieden wir uns ein Taxi zu rufen, um meinen Bauch untersuchen zu lassen.
Ich tippte dabei auf Gallensteine, oder aber eine Bauchfellentzündung.
Dazu muss ich kurz anmerken, dass ich seit meiner Kindheit immer wieder Probleme mit meinem Bauch habe und es mir deswegen immer sehr schwer fällt, zu differenzieren ob meine Schmerzen nun schlimm genug für ein Krankenhaus sind.
Ich hatte sehr viel Angst davor, dass ich mal wieder nicht ernst genommen werden würde.
Da ich mal wieder nicht imstande war mich zu artikulieren, da ich sehr aufgeregt war, übernahm das Gespräch mein Partner.
Ich wurde ins Behandlungszimmer gebeten, dann wurde mein Bauch geschallt.
Blöderweise konnte man im Liegen meinen Medizinballbauch nicht sehen.
Der Ärztin die mich dann untersuchte, noch freundlich bemüht mir zu helfen, bekam von meinem Partner erklärt das ich Autistin sei und ich mit ihr deswegen nicht kommunizieren könne.
Ab da wurde der Ton der Ärztin etwas rauer.
Eigentlich hatte sie viel zu tun und wollte sich nicht lange aufhalten. Das war mir sofort klar.
Sie legte also ohne weitere Floskeln los und schallte meinen Bauch.
Nur wenige Minuten später, meinte sie: “Also Gallensteine kann ich ausschließen, sie können nach Hause gehen.“
Mein Freund fand das in diesem Moment nicht so toll, denn er und ich waren ja nun einmal ins Krankenhaus gekommen um endlich meine Bauchprobleme abklären zu lassen.
"Wie wäre es mit einer stationären Aufnahme?", fragte mein Freund.
Darauf hin merkte man plötzlich wie die Ärztin unfreundlich wurde und patzig antwortete: “Sie wissen doch, das Autisten keine Raumveränderung und keine veränderten Tagesabläufe ertragen könnten. Gerade in Hinblick auf Pfingsten geht das gar nicht.“
Mein Freund versuchte zu argumentieren: “Für meine Freundin wäre das aber in Ordnung“.
Die Ärztin wiederholte jedoch nur ihre bisherigen Argumente.

Eigentlich jedoch, und das sah man ihr an, hätte sie am liebsten gesagt, dass sie sich da jetzt beim besten Willen nicht drum kümmern kann. Eine Autistin macht zu viel Arbeit, die bekommt sie nie friedlich auf einer Station unter.

Dies spiegelte sich auch in all ihren Aussagen wieder:

Es sind Feiertage
Es finden eh keine Untersuchungen statt
Wegen der Schmerzreduzierung könnte ich genauso gut Tabletten zu Hause nehmen

Das ging in einer Tour so weiter.

Naja, was sollten wir tun?
Wir ließen uns noch den Bericht geben und danach verließ ich das Krankenhaus wieder einmal ohne Gewissheit zu haben, was mit meinem Bauch nun los ist.
Dazu noch mit dem Gedanken was falsch gemacht zu haben, und das ich nicht zur Notaufnahme hätte gehen dürfen.
Ein nächstes mal wird es wohl so schnell für mich nicht geben.
Leider gilt das auch schon seit vielen Jahren für einen Hausarzt, den ich nicht besitze.

Wieso glauben eigentlich immer alle Ärzte, dass sie einen Autisten besser verstehen, als der Autist selbst?
Wieso wollen die ständig besser wissen, was ich kann, als ich?

 

Gruß Tagescaos

Dienstag, 14. Mai 2013

Tageshauscaos stellt euch Auticare vor


Endlich ist es so weit. Nach Wochen langer Arbeit, Recherchen und Gesprächen ist unsere Vereins Internetseite online gegangen.
Wir sind mächtig stolz euch das fertige Portal heute vorstellen zu können.
Auticare.de soll nicht nur Menschen den Autismus in all seinen Formen näher bringen, sondern auch eine Brücke zwischen der autistischen und der neurotypischen Wahrnehmungen schlagen.
Wir möchten eine Versorgungslücke in Beratung und Erklärung schließen, die normale Angebote meist übersehen.
Wir möchten nicht nur den Angehörigen und erwachsenen Autisten eine Plattform zum Austausch bieten, sondern wir haben uns auch zum Ziel gesetzt, dass Autisten für Autisten da sind.
 
Deswegen werden Selbsthilfegruppen und Beratungsstunden bei uns von Autisten für Autisten durchgeführt.
Auch haben wir bereits mit einigen autistischen Therapeuten gesprochen, so dass auch hier eine Behandlung von Autisten durch Autisten durchgesetzt werden kann.
Denn niemand - das ist unser Motto - kann sich so gut in die Autisten hineindenken wie die Autisten selbst. Somit können Betroffene oftmals viel besser erklären, wo die Probleme liegen und welche Gegenmaßnahmen wirklich hilfreich sind und welche nicht.
Auch bei Facebook und Google wird man uns zukünftig finden. Hier sei gesagt, dass ein guter Freund unseres Vereins, sich bereit erklärt hat, die online Facebookseite zu administrieren. Vielen Dank an dieser Stelle in Richtung Tobi. Wer mag kann sich bei ihm melden, er wird sicherlich nicht traurig sein wenn er ein wenig Hilfe bekommt.;-)
Die Google Seite lässt noch etwas auf sich warten, hierfür bitte ich einfach um etwas Geduld, denn diese Gruppe werde ich selber administrieren. Da ich aber noch völlig eingespannt an der jetzigen Seite arbeite, schaffe ich Google bestimmt erst nächste Woche.
Auch offline geht es rasant weiter. Ab der nächste Woche werden wir unser Vereinsheim auf Vordermann bringen und Räume zum Austausch schaffen, so dass wir etwa ab nächsten Monat bereits die ersten Selbsthilfegruppen (Dinslaken nähe Oberhausen) anbieten können.

Doch wir wollen noch mehr. Langfristig sollen Arbeitsplätze für Autisten entstehen, die sonst auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chance hätten. Wir möchten ihre Stärken fördern und sie dort einsetzen, wo sie Spaß an der Arbeit haben und ihre Fähigkeiten voll ausleben können.
Dazu soll alles autistengerecht ausgestattet sein und Rückzugsräume eingerichtet werden.

Damit uns auf der Hälfte der Strecke nicht die Luft ausgeht, würde ich jeden bitten der denkt er könnte helfen, sich bei uns zu melde.
Anfragen diesbezüglich unter folgender E-mail oder unter der PN-Funktion über unsere auticare.de, Facebook, oder Google Seite.
Aber auch hier auf dem Blog werde ich natürlich weiter bloggen, allerdings hier etwas persönlicher und unabhängig von dem Verein. Sozusagen als online Rückzugsraum für mich ;-)

Mittwoch, 8. Mai 2013

Autistisches Recycling - Klappe, die Dritte.

Heute mal wieder etwas zum Thema Autistisches Recycling



Am Wochenende war ich auf einen Markt und hatte mir dort ein Oberteil gekauft.
Doch wie ich voller vor Freude zu Hause das neue Teil anprobierte viel mir leider auf das mein Bauch nicht ganz hinein passte.
Einen kurzen Moment war ich darüber sehr Traurig, kommt ja nicht so oft vor das ich mal in die Stadt zum einkaufen komme.
Wie gesagt das war nur ein kurzer Moment, bis ich in meiner Nähecke auf ein paar Stoffe, die noch von der Patchworkdecke übrig war, gestoßen bin.
Passender weise waren die auch noch aus dem selben Material wie mein neu Gekauftes Oberteil.
Also was tut eine Autistin die sich zu enge Sachen kauft?
Ganz klar sie näht Freihand und ohne Anleitung das Oberteil einfach nach.
Ich finde das es mir sogar, für meine Spährlich ausgestattete Maschine, sehr gut gelungen ist.
Wie immer dürft ihr euch natürlich selbst ein Bild darüber machen.



Bild 1 zeigt das gekaufte Teil



Bild 2 das von mir genähte (mitten drinn ging mir ein Stoff aus, deswegen musste ich auf eine andere Farbe ausweichen)


Update: Aus diesen Grund würde ich es gerne schaffen, sehr gut im nähen zu werden, um einen großteil meiner Kleidung selber herstellen zu können.